Diese Klaviertrio-Passacaglia ist das „kleine“ Schwesterstück zu meinem Cellokonzert Dunkle Saiten, zumindest zu dessen großdimensioniertem Einleitungsteil, der „Feierlich, schreitend“ überschrieben ist. Was im Cellokonzert noch unentrinnbar in eine Katastrophe mündete, bleibt hier rein äußerlich weitgehend konfliktlos. Vielleicht ist es bisherüberhaupt mein friedlichstes, konfliktlosestes Stück; es handelt sich eine halbe Stunde lang fast ausschließlich um tonale Fortschreitungen.Passacaglia (Schreittanz!) wird hier wörtlich genommen, das Fort-Schreiten selbst wird zum Thema des Stückes. Das meint auch: Innehalten, Nicht-Weitergehen-Können, Tasten, Stolpern, zwanghaftes Fortschreiten-Müssen.So scheinbar vertraut die harmonische Oberfläche der Struktur wirken mag, so neu war für mich das natürliche Sich-Einstellen von musikalischem Fluss. Es ist der Versuch, ein lineares Klangband (Horizontale) ausschließlich durch harmonische, also vertikale Fortschreitungen herzustellen.- Jörg Widmann